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Newsletter 21. Mai 2014

Kultur Trend

Schrei mich nicht an! Leiser Journalismus mit Club-Charakter

Nachrichten bekommen wir überall, jederzeit – kostenlos. Anders ist das mit guten Geschichten, mit Reportagen, die die Protagonisten nicht nur einmal besucht, sondern lange begleitet haben. Kulturpessimisten mögen behaupten, dass guter Journalismus im Netz nicht möglich sei, weil seine Inhalte nicht massenkompatibel sind, zu wenig Klicks generieren und für Anzeigenkunden damit uninteressant sind. Relevanz und Reichweite stehen leider nur selten im Einklang. Daran versucht die Initiative Krautreporter erst gar nicht zu rütteln. Im Interview mit der Berliner Zeitung erläutert der zukünftige Chefredakteur des crowdfinanzierten Magazins: „Bei uns wird der Leser nicht über unser Programm entscheiden.“ Ehemals sammelte die Plattform Gelder für Recherche und Aufbereitung konkreter Themen. Ihr neues Vorhaben ist umfassender: Innerhalb eines Monats möchten 28 Krautreporter 15.000 Unterstützer finden. Unterstützer für unabhängige und werbefreie „Geschichten hinter den Nachrichten“. Eine Art Genossenschaft, befindet die Zeit. Eine Genossenschaft für Idealisten. Denn anders als beim niederländischen Vorbild De Correspondent sollen die Artikel des Krautreporters nicht nur für Abonennten zugänglich sein. Für die Förderer bedeutet dies, dass sie monatlich fünf Euro zahlen für etwas, das sie auch kostenlos bekommen könnten – rein theoretisch. In der Praxis aber sieht es anders aus: Scheitert die Sammelaktion, scheitert das Magazin. Zugegeben, ein paar Vorteile bringt so ein Abo dann doch. Letztlich aber dürfte das größte Argument für die Mitgliedschaft nicht in Kommentarfunktion und exklusiven Making Of Videos liegen, sondern in der Überzeugung. Frank Schirrmacher spricht im Interview mit Horizont lobend vom „Club-Charakter“ des Krautreporter-Magazins und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Kultur Digital

Kritik an der Theaterkritik

Ist die klassische Theaterkritik am Ende? Eva Birigner fordert vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher Umbrüche ein Update der althergebrachten Theaterkritik und neue Kritikformate. Diese müssen sich den neuen Wahrnehmungsstrukturen und Kommunikationsformen des Internet annähern, um ihrem Relevanzproblem in den klassischen Medien zu begegnen.
theatertreffen-blog.de

Inspiration Computerspiel

In der Nische zwischen Blockbuster- und Casual Games entwickelt sich eine andere Art von Computerspielen. Diese Spiele brechen in experimenteller und künstlerisch anspruchsvoller Weise mit Regeln und Konventionen und wollen eher Inspiration denn Zeitvertreib sein.
zdf.de

Bildschirmkunst

Die neuartige Online-Ausstellungsplattform ArtOnYourScreen (AOYS) des Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe versteht sich als Reaktion auf grundlegende Veränderungen in der Kunst und Technologie des 21. Jahrhunderts. Die Plattform zielt auf die Aufhebung der Trennung zwischen den Kunstgattungen und die Transformation des öffentlichen Raums durch das Internet und bietet Netz-Künstlern einen digitalen Ausstellungsraum.
on1.zkm.de

Von den Zeichen zum Code

Das Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek ging zum internationalen Museumstag mit einer online Ausstellung zur Mediengeschichte ins Netz. Die virtuelle Ausstellung „Zeichen – Bücher – Netze. Von der Keilschrift zum Binärcode“ spannt einen zeitlichen Bogen von der Frühgeschichte bis heute und erzählt Kulturgeschichte aus dem Blickwinkel von Schrift und Buch bis zur digitalen Netzwelt.
mediengeschichte.dnb.de, Video

Social Media und Kultureinrichtungen

Facebook hui? Twitter pfui?

Auf eine Facebook-Fanpage verzichtet heute kaum einer. Twitter hingegen beäugen Kulturinstitutionen mit Argwohn. Zu viel Aufwand bedeute die Pflege eines eigenen Twitter-Kanals, die eigene Besuchergruppe treibe sich nicht auf dem Kurznachrichtendienst herum. Was Twitter könne, könne Facebook besser. Angelika Schoder räumt mit Vorurteilen und Vorbehalten auf.
musermeku.hypotheses.org

Wurm drin

Da steckt buchstäblich der Wurm drin. Der österreichische Künstler Erwin Wurm okkupiert das Blog des Städel Museums. Zwei Monate nutzt das Museum das Blog als erweiterten Aktionsraum des Künstlers. Exklusive Interviews tauchen ebenso auf wie wissenschaftliche Essays. Und dann natürlich Handlungsanweisungen. Denn das Blog fordert zur Interaktion auf. Der Leser wird zur Skulptur.
blog.staedelmuseum.de

Mobile Anwendungen im Kulturbereich

Fühlt den Puls der Stadt…

In der letzten Woche inszenierte der deutsche Künstler Carsten Nicolai seine Licht- und Soundinstallation „α (alpha) pulse“ in Hong Kong. Mit der begleitenden App wurde sie für die Betrachter auch noch nach der einstündigen Performance interaktiv erlebbar.
blogs.wsj.com

Durchdringende Blicke

In vielen Gemälden steckt so viel mehr, als sich auf den ersten Blick für den Museumsbesucher erschließen lässt. Im spanischen Museo del Prado ermöglicht jetzt eine App durch eine Kombination von Röntgen-, Infrarot-und Augmented-Reality-Techniken unter die farbige Oberfläche zu sehen. So lassen sich die Geheimnisse der Gemälde von Goya oder Rembrandt direkt im Museum entdecken.
thecreatorsproject.vice.com

Radtour mit Richter

Das Museum Schloss Moyland hat anlässlich seiner Ausstellung „der Himmel soweit“ eine Radtour konzipiert, die sich an Landschaftsdarstellungen der Niederrheinlande orientiert. Als informativer Wegbegleiter erweist sich die begleitende App „art&cycle“. Sie hält neben Kartenmaterial die Bilder der Ausstellung und allerhand Zusatzinformationen bereit.
rp-online.de

Social Knit

Gestrickte Kaugummikugeln quellen aus dem Automaten und breiten sich entlang der Wand eines Wohnhauses aus. Ganz entspannt hat das Social Knit Work Berlin die Fäden dieses Werkes gesponnen – und sich damit abgegrenzt von menschenunwürdigen Produktionsbedingungen im Industriezeitalter. Die diesjährige Skulpturen-Triennale in Bingen beschäftigt sich mit allen Aspekten des titelgebenden Themas „Mensch und Maschine“. Eine kostenfreie Audioguide-App führt die Besucher entlang des Rheinufers zu den rund 20 eigens für die Ausstellung geschaffenen Werke.
rhein-zeitung.de

Heuneburg-Rundgang

Der älteste Ort Deutschlands präsentiert sich hochmodern – in den digitalen Medien: Nach strukturellen und organisatorischen Veränderungen führt eine Multimedia-App durch die wiedereröffnete Keltenstadt Pyrene. Ob auf dem eigenen Smartphone oder auf einem  Tabletgerät des Museums – einer selbstständigen Entdeckungstour steht nichts mehr im Weg.
suedkurier.de

für Jugendliche – von Jugendlichen

Interessante Museumsbesuche sind im Zeppelin-Museum in Friedrichshafen jetzt auch für jugendliche Besucher möglich. Sie bekommen beim Eintreffen ein Smartphone zum Einscannen des QR-Codes an sieben Stationen. Dann hören sie ansprechende und informative kurze Hörspiele, mit Jugendlichen entwickelt und von ihnen gesprochen.
schwaebische.de

Kultur und Technologie

Wir werden Internet

Die Entwicklung des Netzes ist in der sogenannten vierten Phase angekommen: das Internet wird zum ersten Mal nicht von der Technik geprägt, sondern von der Einstellung der Menschen zum Netz. Deswegen ist diese Phase aber nicht weniger innovativ, stellt Mercedes Bunz fest.
tagesspiegel.de

Virtuelle Dunkelkammer

Durch direkte Belichtung von lichtempfindlichen Materialien entstehen Fotogramme, eine Kunstform mit der schon seit den 1920er Jahren experimentiert wird. Der Künstler Thomas Ruff überführt diese Kunstform nun ins digitale Zeitalter. Seine digitalen Fotogramme entstehen gänzlich virtuell mit Hilfe von Computerprogrammen und der enormen Rechenleistung des Juropa-Rechners im Jülicher Zentrum für Supercomputing.
nzz.ch

Cultural Entrepreneurship

Aktivierung der Massen

Die weltweite Internetnutzung zeigt weiterhin eine deutliche Entwicklung nach oben. Dabei ändert sich auch die Art und Weise der Nutzung, und zwar von der passiven zur aktiven Teilnahme. Die Crowd zu aktivieren, kulturelle Projekte per Crowdfunding zu unterstützen, ist daher mittlerweile ein bewährtes Mittel der Finanzierung in Zeiten fehlender Ressourcen.
alumniportal-deutschland.org

Studien rund um Kultur

Umsonst war gestern

Eine Studie des Software-Entwicklers infoMantis in Zusammenarbeit mit dem Magazin INTERNET WORLD Business zeigt eine überraschend hohe Zahlungsbereitschaft von Smartphonenutzern auf. 90 Prozent aller Nutzer erklärten sich bereit, für eine App Geld auszugeben. Ob die Befragten in die Tasche greifen, hängt allerdings stark vom versprochenen Angebot ab.
internetworld.de

Kultur-Zahlen

35

Die Ars Electronica gibt es seit 35 Jahren und jetzt sind Videos aus dieser langen Zeit erstmals online verfügbar. Unter Talks und Lectures erzählen Vorträge, Diskussionen und Präsentationen die Geschichte des Festivals.
art-in.de, Ars Electronica Archiv

Spaßkultur

Nur ein Kerl mit einem Schwert…

…oder ein abenteuerlustiger Archäologe?
offbeat.topix.com

Kultur-Zitat

„Wenn Regierungen ihre Daten im Web zur Verfügung stellen, kann die Bevölkerung sehen, was mit ihren Steuergeldern passiert,“ meint Sir Tim Berners-Lee, britischer Physiker und Erfinder des World Wide Web zu seinem neuen Open-Data-Projekt.
heise.de

Termine

19.-25.05.2014 Interactive Cologne Festival, Köln
21.-22.05.2014 Twitter-Kulturtage im Rahmen des digitalen Stadtporträts #meinfrankfurt, Frankfurt a.M.
22.05.2014 brand eins Konferenz „So geht Zukunft“, Hamburg
22.05.2014 Podiumsdiskussion: Zeitgeschichte digital – Geschichte schreiben im Netz, Berlin
22.-23.05.2014 MAI-Tagung, Völklingen
22.-24.05.2014 DGV-Fachtagung: Identitätsfabrik reloaded, Karlsruhe
22.-24.05.2014 Gamification World Congress 2014, Barcelona
23.-24.05.2014 Klassisch, kreativ und digital – neue Ressourcen für alte Archive, Konstanz
24.05.2014 Preisverleihung Webvideopreis, Düsseldorf

03.06.2014 “Erfahrungsräume erweitern!” – Digitale Strategien für Kultureinrichtungen, Köln
03.-06.06.2014 103. Bibliothekartag, Bremen
05.06.2014 Film im digitalen Zeitalter. Filme digitalisieren, sichern und bewirtschaften, Zürich
11.-12.06.2014 Konferenz „Zukunft der Forschung in Museen“, Hannover
11.-12.06.2014 Conference for Digital Humanities Research – Benelux, Den Haag
14.06.2014 stARTcamp RuhrYork, Dortmund
16.-17.06.2014 Telling Stories About Art with Open Collections, Harvard
18.-20.06.2014 Museum Next, NewcastleGateshead
25.-26.06.2014 OpenCulture 2014: Cutting-edge Conference Programme, London
26.-27.06.2014 Digitale Kunstgeschichte in der Schweiz, Zürich
26.-27.06.2014 48. Rheinischer Archivtag, Kleve
28.06.2014 ExtraSchicht – Die Nacht der Industriekultur, Ruhrgebiet
30.06.2014 “Art History 2.0. A humanistic discipline in the age of virtuality”, München

08.07.2014 „Sharing digital arts and humanities knowledge: DARIAH…”, Lausanne
11.07.2014 App Art Award – Preisverleihung, Karlsruhe

Bildserie der Woche

Das Fahrrad. Moderne Fortbewegung

21_2014
prometheus-bildarchiv.de

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