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Newsletter 5. März 2014

Kultur Trend

Nachahmen und weitergeben: Das Meme macht die Runde

Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins nannte das Kind beim Namen: 1976 gebar er das Meme. Es ist also deutlich älter als das Web 2.0, dieses Ding von dem man einfach nicht weiß, wie man es aussprechen soll. Eine vage Vorstellung, was es bezeichnet, haben die meisten, doch fällt es gleichwohl schwer, das Meme in seiner Komplexität zu begreifen. Schließlich umfasst es gesellschaftliche Diskussionen über Sexismus ebenso wie parodistische Merkel-Imitationen. An den beiden Beispielen #aufschrei und #merkelraute kann eines verdeutlicht werden: Der Hashtag kann ein Meme kontextualisieren, vollständig erschöpfen kann er das Phänomen nicht. Die Autoren erlehmann und plomlompom definieren Internet-Memes in ihrem gleichnamigen Sachbuch als „Inhalte, die sich viral im Netz verbreiten“, wobei viral in diesem Zusammenhang meint, dass es sich um Inhalte handelt, die ihren Empfänger gleichermaßen zum Sender machen. Doch handelt es sich bei Memes nicht um bloße Kopien, ihnen wohnt Veränderung inne. Sie sind also mehr als Hypes, vielmehr Kulturpraxis. Das Blog Kunst trifft Social Media begreift Memes so auch als „kleine kulturelle Einheiten der Vermittlung“ und fragt sich, ob auch Museumsthemen Meme-Potenzial haben – das #museumselfie zum Beispiel. Am öffentlichkeitswirksamsten sind sicherlich Memes im Alltag. Denn wenn Memes Nerd-Zirkel verlassen, können sie die üblichen Deutungshoheiten angreifen: Äußerungen wie Angela Merkels Rede vom Internet als Neuland lösen eine ungeahnte Welle der Empörung aus, bringen Politiker in Bedrängnis. Ähnlich virulent können Memes aber auch Fehlinformationen verbreiten. Das Forschungsprojekt Pheme möchte solche Fakes entlarven. Ein wichtiges Vorhaben, gerade weil das Meme ein wenig funktioniert wie eine Gerüchteküche, in der jeder mitwürzt.

Kultur Digital

Hotspot der Digitalisierung

In Hamburg scannt die Staats- und Universitätsbibliothek seit 1995 – Zeitungen, Anthologien, Karten… Der größten Beliebtheit aber erfreuen sich Adressbücher. Der Leiter der Hauptabteilung Digitales kann sich die 1,2 Millionen Zugriffe selbst kaum erklären. Ein Grund ist sicherlich die hervorragende Nutzbarkeit der Digitalisate. Sinnbringende Digitalisierung meint eben mehr als bloßes Scannen. Das macht deutlich, dass die Methoden der Digitalisierung als Kerngeschäft des bibliothekarischen Alltags begriffen und weiterentwickelt werden müssen.
taz.de

Kreidefelsen mit Gefühl

Die Stadt Greifswald widmet ihrem Emporkömmling Caspar David Friedrich zum 240. Geburtstag ein Internetportal. Frisch ist vor allem die Idee, den Motiven des Malers an den Originalschauplätzen zu begegnen. Hierfür verortet die Webseite Friedrichs Gemälde und bündelt sie in Wanderrouten. Wer sie begeht, dürfte neben den Motiven auch dem Wesen des Malers begegnen, denn: „Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht.“
caspar-david-friedrich-greifswald.de

Carnuntum zur Römerzeit

Der Archäologische Park Carnuntum präsentiert seine römische Vergangenheit in 3-D-Animationen und Videos. Im Internet lassen sich Campus, Amphitheater, Legionslager und Statthalterpalast virtuell erkunden.
carnuntum.co.at

Leben und Legenden

Mit den Wikingern verbinden wir gemeinhin starke Männer, rote Haare, große Schiffe, Saufgelage. Aber eine traurig dreinblickende Schachfigur? Das British Museum präsentiert einen Teil der Exponate seiner aktuellen Wikinger-Ausstellung online – in Form von 360-Grad-Animationen.
theguardian.com

Die Kriegsmaschine

Die British Library launcht anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren ein umfassendes Webportal: Neben historischen Quellen finden sich darin über 50 wissenschaftliche Essays zum Thema.
bl.uk

Social Media und Kultureinrichtungen

Twittern aus dem Neuland

Anlässlich der Social Media Week in Hamburg fand im Thalia Theater ein Tweetup zum Stück „Die Republik des Glücks“ statt. Bloggerin Nicola Wessinghage hat das begleitende Twittern als eine neue Erfahrung der Rezeption, ja sogar als weitere Dimension des Stückes erlebt. Sie fordert, dass sich das Theater als Ort der Kommunikation nicht nur auf reflexiver Ebene mit neuen Formen der Kommunikation auseinandersetzen müsse, sondern diese auch selbst anwenden und damit spielen sollte.
inkladde.wordpress.com

Mobile Anwendungen im Kulturbereich

Funksignale im Museum

Apples noch recht junge iBeacon-Technologie ermöglicht verschiedene Formen der Interaktion mit dem öffentlichen Raum. Das Unternehmensblog des Spieleentwicklers Preloaded nimmt die Möglichkeiten von iBeacons im Museum in den Blick.
preloaded.com

Nie erbaut und abgebrannt

Der Student der Medieninformatik Jan Breier hat einen etwas anderen Reiseführer für seine Heimatstadt Bremen entwickelt. Ihn interessiert vor allem, was man nicht sieht. Ein ehemaliger Friedhof zum Beispiel, über dessen Särgen Händler heute Blumen verkaufen. Das Konzept seiner Zeitreise hat Jan Breier in seiner Bachelor-Arbeit ausgetüftelt. Das E-Book findet sich zum kostenlosen Download im Netz.
zeit.de; Projekt-Portal mit PDF-Download

Schmetterlingseffekt

Die Schwestern Harriet und Helena Scott fertigten im 19. Jahrhundert wissenschaftlich genaue und zugleich hochgradig ästhetische Zeichungen von Schmetterlingen an. Nun stellt das Australian Museums die Sammlung der Scott-Schwestern in einer App aus und versieht die Illustrationen mit naturwissenschaftlichen Zusatzinformationen. Bald soll außerdem ein Drag-and-Drop-Spiel integriert werden.
australianmuseum.net.au, iTunes

Kultur und Technologie

Recht auf Privatkopie

Auch bei DVDs gilt das Recht auf Privatkopie. Leider entfällt es oft aus technischen Gründen, die Datenträger lassen sich ausschließlich mit einem DVD-Rekorder abspielen. Neue Verfahren wie Digital Copy oder Ultraviolet sollen künftig ermöglichen, dass der Film einer käuflich erworbenen DVD auch auf dem Smartphone oder Tablet angeschaut werden kann – ganz legal, mit Fug und Recht.
n24.de

Pundit – Open Annotation

Wer sich an seine Studienzeit erinnert, sieht vor seinem inneren Auge Berge kopierter Aufsätze mit pinken Post-its, gelben Markierungen und unleserlichen Kommentaren am Textrand. Anmerkungen wie „nachzulesen bei“ können im Digitalen direkt mit der entsprechenden Werkpassage verknüpft werden, sofern diese digital vorliegt. Ein Werkzeug für derartige Annotationen nennt sich „Pundit“.
openglam.org

Cultural Entrepreneurship

Starthilfe für kreative Köpfe

Die Zürcher Hochschule der Künste bietet ein umfassendes Coaching-Angebot für Kulturunternehmer. Innerhalb des „Incubator for Cultural Entrepreneurship“ können die Studierenden ihre Geschäftsideen aus Kultur- und Kreativwirtschaft auf Herz und Nieren prüfen lassen.
hochparterre.ch

Studien rund um Kultur

Zum Stand der Digitalisierung in europäischen Kulturinstitutionen

Innerhalb des Projekts ENUMERATE beantworteten 1.400 europäische Kulturinstitutionen die zweite offene Umfrage zum Stand der Digitalisierung des kulturellen Erbes in ihren Häusern. Die Ergebnisse liegen nun vor.
enumerate.eu

Kultur-Zahlen

200.000

Dias am Boden. Einst wurde viel in sie investiert, sie wurden sortiert, archiviert und an die Wände der Hörsäle und Wohnzimmer projiziert. Der Künstler Philipp Goldbach präsentiert 200.000 Dias in einer etwas anderen Diashow.‬
taz.de

Spaßkultur

Headbanging mit Hieronymus Bosch

Aus der musikalischen Hölle ins World Wide Web: Der mit Noten beschriftete Hintern aus einem Gemälde von Hieronymus Bosch regt zu Neuinszenierungen an.
spektrum.de

Kultur-Zitat

„Wenn im Internet Musik oder Filme bei Zahlung einer Pauschalabgabe frei verfügbar sind, gibt es für Konsumenten keinen Grund mehr, die bestehenden legalen, kostenpflichtigen Angebote zu nutzen. (…) Kein Mensch kauft sich das U-Bahnticket, wenn er die Monatskarte schon hat.“ Florian Drücke, Geschäftsführer vom Bundesverband der Musikindustrie, zu den zwölf Thesen der SPD-Bundestagsfraktion für ein faires Urheberrecht
spdfraktion.de

Termine

05.-09.03.2014 Internationale Tourismusbörse (ITB), Berlin
06.-08.03.2014 Tagung der DGPh „Missing Links & Forschungslücken“, Berlin
07.-08.03.2014 Analytics Camp 2014, Hamburg
11.03.2014 Lesesaal Internet – …, München
11.-12.03.2014 Jisc Digital Festival, Birmingham
12.03.2014 „Ohne Moos nichts los!” – Geschäftsmodelle für Kultureinrichtungen, Köln
12.-16.03.2014 Zweites Fiction Festival #seriouslyshortstories, Twitter
20.-21.03.2014 Deutsches Kulturerbe auf dem Weg in die Europeana II, Berlin
20.03.2014 „Ah, verstehe…” – Digitale Vermittlung in Kultureinrichtungen, Köln
21.-22.03.2014 Kongress „Literatur digital“, Berlin
25.03.2014 „Spielend neue Besuchergruppen erreichen!” – Gaming für Kultureinrichtungen, Köln
26.03.2014 Ist ein eBook ein Buch?, Köln
26.03.2014 „Neue Fans finden und binden!” – Social Media Strategien für Kultureinrichtungen, Köln
27.03.2014 Vom Bild zum Bild. Digital Humanities jenseits des Texts. Passau
27.03.2014 Follow a Theatre Day #followatheatre, Twitter
29.03.2014 stARTcamp, Münster

02.-05.04.2014 Museums and the Web, Baltimore
03.04.2014 Fachforum: Kultur und Vermarktung NRW 2014, Neuss
03.-04.04.2014 Offene Archive 2.1 – Social Media im deutschsprachigen Archivwesen, Stuttgart
04.-05.04.2014 Gründerseminar des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker, Bonn
05.04.2014 Start der Quadriennale, Düsseldorf
08.04.2014 „Erfahrungsräume erweitern!” – Digitale Strategien für Kultureinrichtungen, Köln
12.04.2014 Meet and Tweet, Heilbronn
25.-26.04.2014 Geschichtsdidaktische Medienverständnisse, Köln

Bildserie der Woche

Dorothy Iannone

BildserieProm
prometheus-bildarchiv.de

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