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Newsletter 8. Januar 2014

Kultur Trend

Come As You Are – Selfies als Kulturbotschafter im Museum

Selfies sind jene Porträts, die ein Fotograf von sich selbst schießt – mit der Handykamera, mit erhobenem Arm und zweifelhaft intelligentem Gesichtsausdruck. Sie gelten mal als neue Kulturtechnik, mal als Ausdruck von Narzissmus. Die Bilder selbst tauchen vornehmlich in sozialen Netzwerken auf, ihre Fotografen aber finden sich überall. Auch im Museum! Das befeuert die ohnehin hitzige Debatte darüber, ob Fotografieren hier erlaubt sein soll oder nicht. Die kürzlich erschienene Studie von Psychologin Linda Henkel wirkte wie Wasser auf die Mühlen der Kritiker: Fotografieren hat einen negativen Einfluss auf das Erinnerungsvermögen – so das verkürzt dargestellte Ergebnis. Jen Olenizcak erhebt in der Huffington Post Einspruch gegen die Rezeption der Studie. Die durchschnittlichen Museumsbesucher hätten es auf die Highlights abgesehen und verhielten sich – ob mit Fotoapparat oder ohne – nach demselben Muster: „They come, they see, they snap, they leave.“ Manch ein Kunstwerk wird aber gerade deswegen aufgesucht, weil man sich davor ablichten lassen kann. Aaron Flack nennt Yayoi Kusama „Infinity Mirrored Room“ als Beispiel. Sein Fazit lautet: Ohne Instagram hätte die Installation nicht annähernd so viel Beachtung erfahren. Außerdem lockt die App neue Besuchergruppen in die Kunsttempel. Davon profitieren Museen und Künstler gleichermaßen. So kann also jeder ungeniert dem Aufruf von Culture Themes folgen und bis zum 22. Januar sein #MuseumSelfie schießen und teilen. Dass derartige Bilder sogar von pädagogischem Wert sein können, erkennt der Deutsche Museumsbund und fördert das Projekt „Die Sprache der Bilder“ der Museen der Stadt Bamberg. Come As You Are – aber fotografiere dich dabei!

Kultur Digital

NSA: Protest der Akademiker

Nach den Schriftstellern protestieren nun auch die Akademiker gegen die NSA. Etwa 250 Dozenten aus der EU, den USA und Australien haben den Aufruf „Academics Against Mass Surveillance“ bereits unterzeichnet.
sueddeutsche.de, academicsagainstsurveillance

Software-Kunst deckt digitale Machtverhältnisse auf

Das Internet ist frei. Gut, vielleicht nicht in China oder im Iran, aber doch wohl sicher in Demokratien wie Deutschland oder der Schweiz. Jein! Die Schweizer Künstler Christoph Wachter und Mathias Jud haben eine Software entwickelt, die zeigt, was hierzulande zensiert wird.
srf.ch

Ostasien in Krakau

Um ihren Bestand vor der Zerstörung zu bewahren, lagerte die Preußische Staatsbibliothek 1944 Teile ihrer Sammlung aus. Zum Beispiel nach Krakau, wo heute viele kulturhistorisch bedeutende Schriften lagern – darunter solche des Sondersammelgebietes Ostasien. In einem Pilotprojekt digitalisierten und katalogisierten die Staatsbibliothek zu Berlin und die Krakauer Biblioteka Jagiellonska 2013 einen Teil jener Dokumente.
taz.de

Erlebnismuseum – Museumserlebnis

In Augsburg wird im Frühjahr dieses Jahres das Fugger und Welser Erlebnismuseum eröffnet. Doch setzt das Haus nicht auf Exponate aus der Frühen Neuzeit, sondern auf multimediale Erfahrungen. Mit einem Chip ausgestattet soll der Besucher die Geschichte der international tätigen Handelshäuser der Fugger und Welser virtuell und mit allen Sinnen erleben.
augsburger-allgemeine.de

Geschichtsvergessen: DHM nimmt Ausstellung vom Netz

Seit 2009 zeigte das Deutsche Historische Museum im Netz Zeitzeugeninterviews mit einstigen Zwangsarbeitern. Nun ist die Ausstellung offline. Grund dafür ist der Aussage des Museums zufolge eine notwendige Neuprogrammierung, die „gegenwärtig personell nicht zu leisten“ sei. Doch wie soll den Zeitzeugen vermittelt werden, dass ihre Geschichte den technischen Aufwand nicht lohnt?
tagesspiegel.de

Was für ein Theater!

Seit einiger Zeit beeinflussen Theater und Computerspiel einander gegenseitig. Die Ästhetik von Videospielen inspiriert Regisseure. Computerspiele wiederum integrieren Bühnen. Dabei ist der digitale Spieler nie bloß Zuschauer. Im digitalen Theater nimmt er aktiv teil am Inszenierungsprozess – sei es als Schauspieler, der seinem Skript mehr schlecht als recht folgt, sei es als Gegner nörgelnder Kritiker.
nachtkritik.de

Social Media und Kultureinrichtungen

Twitteratur

Der Roman gilt als Königsdisziplin. Vergleichsweise stiefmütterlich behandelt der Literaturbetrieb die Short Story, Tweets wiederum ignoriert er bislang nahezu gänzlich. Doch manchmal können 140 Zeichen mehr erzählen als 140 Seiten. Twitteratur stellt unser Verständnis vom Schreiben und Lesen auf den Kopf.
welt.de

Da beginnt so langsam die blaue Stunde…

Ein leerer Raum im Münchener Haus der Kunst inspirierte im vergangenen Oktober mehrere Twitterati, eine nicht-existente Ausstellung zu kommentieren. Nun wurde aus 1000 Tweets mit dem Hashtag #outofblue ein literarischer Text kreiert, der gleich mehrere Autoren kennt: Engelvariationen.
marionschwehr.de

Instagramers Gallery

Zwei Spanier haben in Miami eine Kunstgalerie eröffnet, die sich ausschließlich Instagram-Aufnahmen widmet und ganz nebenbei den weltgrößten Fotografiepreis ausschreibt.
salzburg.com

Jüdische Museen in der digitalen Welt

Wenn die Jüdischen Museen der USA im März zusammenkommen, um sich bei ihrer jährlichen Konferenz auszutauschen und voneinander zu lernen, wird es vor allem darum gehen, den Besucher neu zu definieren. So analysiert die neue Direktorin des Jüdischen Museums in San Francisco, Lori Starr: “In between visits, you need to get into people’s lives everyday. (…) If a person keeps hearing from you, then he will start listening.”
forward.com

Mobile Anwendungen im Kulturbereich

Wholeworldband

Komponisten und Musiker aus aller Welt teilen ihre musikalischen Ideen mit Hilfe der App Wholeworldband und entwickeln daraus ein gemeinsames Lied. Mit von der Partie: Musiker von Police und den Stones.
spiegel.de

Dom für Kinder

Der Kölner Dom hat eine kostenlose App für Kinder entwickelt, die das ein oder andere Geheimnis vom Teufel verrät und mit verschiedenen Quizfragen Interesse für die gotische Kathedrale weckt.
koelner-dom.de

Kultur und Technologie

Umblättern mit einem ;-)

Smartphones, Tablet-PCs und E-Books sollten so einfach wie möglich zu bedienen sein – zum Beispiel durch Gesten wie Augenzwinkern. Forscher der TU Berlin erläutern, wie ihnen die berührungslose Interaktion zu schaffen macht.
deutschlandradiokultur.de

Cultural Entrepreneurship

Frankfurter Schule

Wenn deutsche Museen digitalen Boden betreten wollen, sollten sie einen Blick nach Frankfurt werfen. Das Städel Museum macht vor, wie es geht. Und es erkennt Fehler. So sieht Direktor Max Hollein davon ab, den realen Rundgang durch die Ausstellung lediglich virtuell abzubilden. Stattdessen arbeitet sein Haus an einer assoziativen Bildergalerie. Außerdem experimentiert das Städel mit Online-Tickets: Wer künftig eine Karte im Netz kauft, erhält eine kostenlose thematische Einführung. Selbstverständlich digital.
shz.de

Spendable Briten

Ehe sie renoviert wurde, musste die Tate Britain einiges über sich ergehen lassen: tropfende Dächer und fachliche Kritik. Nun ist alles wieder wasserdicht, millionenschwer generalsaniert und konzeptionell erneuert. Möglich machten dies Sponsorengelder.
tagesspiegel.de

Erfolg und Misserfolg beim Crowdfunding

Die Vorfinanzierung von Projekten durch die Crowd hat 2013 einen deutlichen Zuwachs erfahren. Vom Gewinnen und Scheitern…
blog.zdf.de

Studien rund um Kultur

Museumsforschung

Das Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz veröffentlicht seine statistische Auswertung der Besucherzahlen deutscher Museen im Jahr 2012.
smb.museum

Kultur-Zahlen

5-10

Der Anteil an E-Books am Gesamtmarkt beträgt derzeit 5 Prozent. Literaturwissenschaftler Ansgar Warner hält diese Zahl für wenig aussagekräftig, wenn es darum geht, die Entwicklung elektronischer Bücher zu beurteilen. Er schaut stattdessen auf den Publikumsmarkt: Bei Sachbuch und Belletristik betrage der Marktanteil bereits über 10 Prozent.
deutschlandradiokultur.de

Spaßkultur

Doggy Style

„Wenn Sie in Hollywood alt werden und einen Freund haben wollen – kaufen Sie sich einen Hund.“ Ein Mann nimmt den Ratschlag von Sängerin Cher ernst. Der mit dem Hund tanzt…
stern.de

Kultur-Zitat

„Ein digitales Exemplar ist nur eine Art Foto. Nur das Original ist die reale Ausprägung dieses bestimmten Organismus zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort.“
Ted Daeschler, Paläontologe am Smithsonian Institut.
spiegel.de

Termine

09.-10.01.2014 Mind the gap!, Berlin
10.01.2014 Digitale Literaturen, Essen
15.01.2014 #Tweetup in der #Burnitz-Ausstellung, Frankfurt
16.-18.01.2014 Dispositive der Kulturfinanzierung, Kufstein
24.01.2014 Das Portal, die Daten und wir, Berlin
25.-26.01.2014 Theorie & Praxis der Selbstermächtigung in Zeiten digitaler Kontrolle, Berlin
29.-02.02.2014 transmediale festival, Berlin
30.-31.01.2014 „Unlocking Sources – The First World War online and Europeana“, Berlin

01.02.2014 Follow A Museum Day 2014, Twitter
11.02.2014 Gamification Day, Köln
11.02.2014 Zeitgemäßes Publizieren in den Geisteswissenschaften, München
20.-21.02.2014 Nutzertreffen 2014: Bilder in TextGrid, Darmstadt
27.-28.02.2014 First European Conference on Audience Research and Evaluation, Berlin
28.02.2014 “Grenzen überschreiten – Digitale Geisteswissenschaften heute und morgen”, Berlin

Bildserie der Woche

Jawlensky und der erste Weltkrieg

bildserie_2_2014
prometheus-bildarchiv.de

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